BUND betont ökologische Bedeutung des Alsen-Geländes in Itzehoe

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VIEL GRÜN AUF DEM EHEMALIGEN ALSEN-GELÄNDE IN ITZEHOE. DIE EXPERTEN VOM BUND SPRECHEN VON „WÄLDCHEN“. MICHAEL RUFF

Am Dienstag, 24. Januar, 16.30 Uhr, befasst sich der Stadtentwicklungsausschuss mit dem Thema Trek.

Andreas Olbertz

Der Umzug der Polizeidirektion auf das Alsen-Gelände scheint beschlossene Sache. Die Kunst- und Kulturszene auf der Industriebrache zu fördern, ist ebenfalls eine von vielen Seiten gehörte Forderung. Der BUND warnt jetzt, die ökologischen Aspekte des Gebiets nicht zu unterschätzen. Im Zuge der Erstellung eines Teilräumlichen Entwicklungskonzepts (Trek) durch die Stadt haben sich die Umweltschützer mit dem Thema befasst.

1982 wurde die alte Zementfabrik stillgelegt. 40 Jahre hatte die Natur Zeit, sich die Fläche zurück zu erobern – mit Erfolg, wie die BUND-Vertreter meinen. Fachleute sprechen von Ruderalvegetation. Der Begriff leitet sich vom lateinischen „rudus“, der Schutt, ab. Wie Lothar Wittorf, Experte beim BUND, erläutert, weise das Gelände inzwischen eine hohe Pflanzenvielfalt auf. Die botanische Arbeitsgemeinschaft des Heimatverbands Steinburg habe bei einer eintägigen Begehung 100 verschiedene Arten entdeckt. Das berechtige zu der Vermutung, dass es dort über die ganze Vegetationsperiode sogar etwa 200 unterschiedliche Arten gebe. „Es handelt sich um wertvolle Natur, die sich da entwickelt hat“, sagt Wittorf, der für den Verband eine offizielle Stellungnahme verfasst hat. Zum Vergleich führt er an, dass in normalen städtischen Grünanlagen „vielleicht 20 Arten“ vorkommen. Unter anderem hätten sich zahlreiche Birken, Erlen und Pappeln auf dem Gebiet angesiedelt. Wittorf freut sich: „Wir haben immerhin schon Wäldchen und erwarten von einer Planung, dass sie das würdigt.“ Kreisvorsitzender Rainer Guschel ergänzt: „Da entsteht eine ökologische Kette. Das zieht auch Insekten und Vögel an.“
Im bisherigen Entwurf des Trek spiele das allerdings alles keine Rolle. Dort werde nur in einem negativen Sinne von einem verwilderten Gelände gesprochen. Wenn im Trek davon gesprochen werde, den Charme des Geländes erhalten zu wollen, dann gehöre dazu auch die urwüchsige Natur – neben dem industriellen Verfall gehöre dazu eben auch das neu entstehende Leben. Wittorf fordert: „Deshalb darf da auf keinen Fall nur gepflegtes Stadtgrün hingesetzt werden.“
Ausdrücklich betont der BUND, dass es absolut sinnvoll sei, eine alte Industriebrache quasi zu recyclen. „Die Alternative wäre doch, neue Flächen zu zersiedeln. Das kann es nicht sein“, sagt Wittorf. Es sei unstrittig, dass die Polizeidirektion stadtnah angesiedelt werden müsse. Deshalb sei auch klar, dass nicht jeder Baum auf dem Alsen-Gelände erhalten werden könne. Aber der Flächenverbrauch müsse auf ein Minimum reduziert werden. Anstelle von vielen ebenerdigen Parkplätzen solle beispielsweise lieber ein Parkhaus gebaut werden.
Beim BUND weiß man, dass es nicht zur Kernkompetenz des Verbands gehöre, sich zu Industrieruinen zu äußern, trotzdem ist Wittorf überzeugt: „Die Stadt geht fahrlässig mit dem Bestandserhalt um.“ Die alten Gebäude seien eine Chance, Künstlern günstig Ateliers zur Verfügung zu stellen. Guschel findet, dass bei der Frage, wie das Areal mit Leben gefüllt werden könne, die Vereine in der Stadt stärker einbezogen werden müssten. In umliegenden Kommunen würden Gemeinschaftshäuser gebaut. Guschel sagt: „Viele Vereine haben Schwierigkeiten, Versammlungsräume zu finden. Von daher sollte man überlegen, ob ein Bürgerhaus nicht auch was für Itzehoe wäre.“
Giesela Wieneke, die Fachfrau für Fahrradthemen im BUND, weist auf ein anderes Problem hin. Wenn das Alsen-Areal zukünftig stärker genutzt werde, nehme zwangsläufig der Verkehr zu – auch die Zahl der Radfahrer. Deshalb müsse die Anbindung des Geländes für diese Verkehrsteilnehmer verbessert werden. Weil der Weg außen herum unzumutbar sei, führen viele Radler auf der falschen Seite Richtung Innenstadt. „Da redet man sich seit Jahren den Mund drüber fusselig, aber es passiert einfach nichts“, kritisiert sie. Da eine breitere Fahrradspur von der Polizei vehement abgelehnt werde, führe kein Weg an einer zusätzliche Querung in Höhe der Volkshochschule vorbei.