Wird der Konflikt um den Kulturverein Planet Alsen mit einem Euro gelöst? Ja, wenn es nach der SPD geht. Zu diesem Preis soll die Verwaltung dem Verein das Grundstück, das er nutzt, zum Kauf anbieten. Dieser Antrag der Sozialdemokraten für den Hauptausschuss löst allerdings einige Überraschung aus.

SPD-Fraktionsvorsitzender Sönke Doll verweist in seiner Begründung auf den Erfolg der Stadt im Rechtsstreit um den Pachtvertrag, der nach Jahren letztlich vor dem Bundesgerichtshof entschieden wurde. Eine Einigung auf einen neuen Vertrag gebe es nicht, deshalb solle das Angebot für einen symbolischen Euro dem Verein ermöglichen, seine Arbeit fortzusetzen. Zudem, so Doll, sei es ein „Zeichen des guten Willens und der Versöhnung mit dem Verein“.

So solle der Knoten durchschlagen werden, ergänzt der Fraktionschef auf Nachfrage. Alle Versuche, einen neuen Pachtvertrag auszuhandeln, seien gescheitert. Der Verein wolle langfristige Planungssicherheit: „Als Eigentümer hätten sie maximale Planungssicherheit. Aus unserer Sicht war das ein wohlmeinender Vorschlag.“

Davon wussten Setus Studt und Jürgen Dahlkemper, Vorstandsmitglieder bei Planet Alsen, vorher nichts, wie sie sagen. Und sie sind überrascht: Über den viel zitierten Vertrag auf Augenhöhe werde doch aktuell gesprochen, „darüber sind wir mehr als erfreut“.

Das bestätigt Bürgervorsteher Markus Müller: „Beide Seiten wollen das.“ Sie seien dabei, eine Lösung zu finden, die beiden Seiten gerecht werde. „Wir wollen als Stadt, dass der Verein weitermacht.“ Auch über mögliche bauliche Schritte sei im Rathaus gesprochen worden, berichtet Erster Stadtrat Ralph Busch als amtierender Bürgermeister. Und als Hauptausschuss-Vorsitzender, der sich mit dem SPD-Vorstoß befassen muss, stellt er fest: „Ich weiß nicht, was der Antrag soll.“

Planet Alsen sei ein Förderverein, der das Anliegen der Stadt unterstützen wolle, die Industriekultur auf Alsen zu pflegen, betont Studt. Der ehrenamtliche Verein sei nicht so konstruiert, die fehlende Infrastruktur zu schaffen und die Gebäude zu sanieren: „Der Verein könnte das Angebot nur annehmen, wenn er finanziell abgesichert wäre, das hier zu entwickeln – das ist er ja nicht.“

Dahlkemper spricht von einem „Tritt vor das Schienbein“, obwohl man doch guter Dinge gewesen sei. Wieder Studt: Die Möglichkeiten seien sehr groß, wenn die Stadt das Projekt unterstütze, da Fördermittel genutzt werden könnten.
Genau diese könne der Verein als Eigentümer ebenfalls beantragen, auch bei der Stadt, sagt Doll. „Dann sind die Sphären sauber getrennt.“ Er habe Planet Alsen über die Jahre so wahrgenommen, dass er notwendige Schritte finanzieren konnte. Und: „Es gibt auch andere Kulturbetriebe in der Stadt, die erfolgreich Fördermittel einwerben.“

Doch dafür brauche es vorhandene funktionierende Strukturen oder Geldgeber, sagt Studt, Kultur koste eben. „Das Theater kann man auch nicht für einen Euro an den Theaterverein entsorgen.“

lpe